Donnerstag, 25. März 2010

Menschen mit Klemmbrettern

Menschen mit Klemmbrettern sind die Steine, um die sich die strömende Masse in der Fussgängerzone bewegt. Ich bewege mich jeweils zielsicher in die Fänge dieser Wesen und lasse mich während Minuten weichklopfen wie ein gut weichgeklopftes, nein, nicht Schnitzel, sondern Steak. Mittlerweile stehen an jeder Ecke Menschen mit Klemmbrettern und suchen monetäre Zuneigung, die ich ihnen nur ungern verweigere, verfüge ich doch über kein Argument in meinem Köcher, das ich zur rechten Zeit abschiessen könnte um den Apfel der moralischen Überlegenheit vom Kopf... Sie wissen was ich meine. Möchte man dezent sein Desinteresse anmelden, wird die kaum zu konternde Frage gestellt, ob einem denn nichts am Regenwald/Klima/Menschen liege. Antwortete man auf eine solche Frage schlicht mit "Nein", man erntete ein entrüstetes Stirnrunzeln vom Acker des Unbehagens, das es auszuhalten gälte. Da erkaufe ich mir doch lieber glänzende Äugchen für den Preis des Mindestbeitrags. Der dritte Weg, also weder Ablehnung noch Wohlwollen kundzutun, wäre, sich hinzustellen und zu sagen: "Sie sind ein Stein. Geh mir aus dem Weg, Stein." Ich halte das für die praktikabelste Lösung, eine andere erscheint selbst nach intensiver Beschäftigung mit der Problematik nicht möglich. Ausser im Falle es handelte sich um einen wirklichen Stein mit einem Klemmbrett, da würde aus der hintersinnig-metaphorischen eine offene Anfeindung werden, bei der ich fürchtete, er könnte mich mit einem kleinen Brüderchen bewerfen.

Überhaupt: Steine. Betrachtet man es recht, sind sie die letzten ungelösten Geheimnisse der Menschheit. Ihren Nahrungsbedarf decken sie, ohne dass sie sich bewegen. Hinzu kommt ihre Unsterblichkeit. Können wir von Steinen lernen? Diese Frage kann in allen Fällen nur mit einem an Ausfälligkeit grenzenden "Jawohl, Herr Doktor" beantwortet werden. Bereits ist es Wissenschaftlern gelungen, Menschen mit einer Versteinerungskanone, der Medusa6000, durch Versteinerung das ewige Leben zu schenken. Selbst Versuche mit Klemmbrett haltenden Personen gelangen wider Erwarten. Somit steht nichts mehr im Wege (oder doch?).

- Ignaz K. Rhabarber


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Samstag, 20. März 2010

Antiklumpmittel- Segen oder Fluch für Simbabwe?

Letzte Woche wollte ich es wieder einmal wissen und machte mich in der Küche zu schaffen. Meine Absichten hatten aber nicht den geringsten Reiz eines sozialen Aspektes. Ich war nicht im Begriff, mir nahe stehende Personen zu verköstigen. Wenn ich kochen würde, müssten die Leute sowieso sitzen, die was essen wollen. Im Stehen fratzen wird meinerseits nicht geduldet, weil das so ist, wie zeitungslesend einen Friedensabkommensvertrag zu signieren – das Augenmerk nicht auf der Hauptaufgabe. Wie ich also dastehe vor dem Kühlschrank, gleich Ali Baba vor dem verschlossenen Berg, überlege ich schon mal, was mir zu verzehren eigentlich gelüste. Sollte ich einmal alleine zuhause sein und ein Hungerast sollte sich lösen vom knorrigen Stamme des Hungerbaumes und mich zwar nicht erschlagen aber direkt vor meine Füsse fallen, so hoffe ich inständig, dass keine Videokamera in der Diele, von der aus die Küche bequem einsehbar ist, angebracht wurde, die Filmaufnahmen, auf denen zu sehen wäre, wie ich den Ast behutsam aufhebe, ihn zärtlich, ja fast schon väterlich flattiere, um ihn dann ganz langsam zu tafeln, registriert. Es wäre mir peinlich, dass in Erfahrung gebracht würde, wie tief meine Anstandsregeln in punktoKulinarikansprüche“ in den Keller rasseln, sobald niemand zugegen ist. Soweit möchte ich allerdings gehen: Beim obig beschriebenen Fall bildeten die Hauptelemente meiner Mahlzeit Reiswaffeln, Ananasscheiben im Saft, Ahornsirup und Senf (Reine de Dijon – extrascharf). Die Reiswaffeln fungierten als stabile Basis, auf der sich ein Turm aus tropischen, mittig gelochten Früchten formierte und ein Gemisch aus Sirupglibber und Senf in eine unegoistische Romanze getreten war. Da fehlte nur noch ein netter Kumpane aus dem Vorratsschrank, gleich eine Tür weiter. Dort wohnt in einem einsamen Appartement seit Jahren der weisshaarige Herr Salz. Im gleichen Stock wie er hatte sich nur ein temporärer, ausländischer Untermieter mit Asylgesuch – ein Sack voller Sultaninen (250g netto, Türkei, TY) breit gemacht, der von Seiten des Herrn Salz aber nur toleriert, indes im Treppenhaus nie mit Vornamen angesprochen wurde. Herr Salz erwies gutmütig seinen Dienst und musste sich zu guter Letzt von mir genau beäugen lassen, denn auf dem Geburtsschein, den Herr Salz immer auf sich trägt, hatte die lustige Krankenschwester eine Notiz hinterlassen, die mich stutzig machte: Zutaten: Natriumchlorid, Fluorid, Iodid, Antiklumpmittel!!! (E536). Was um Herrgottswillen ist Antiklumpmittel? Nur schon der lyrische Wert des Wortes ist phantastisch. Noch nie hat ein griechischer Präfix mit einem deutschen, womöglich aus der Industrialisierungszeit stammenden Begriff dermassen das Bett geteilt wie in diesem Falle. Der Zweck, den Antiklumpmittel zu erfüllen hat, sollte jedem klar sein und ich verzichte auf eine genauere Umschreibung des Aufgabenbereiches von Antiklumpmitteln, auch ich bin kein Salzinsider. Trotzdem bleibt die Frage im Raum hängen, warum nur Salz unklumpiert anzubrausen hat? Warum enthalten andere Lebensmittel, bei denen eine Verklumpung immense Nachteile mit sich bringen würde wie z.B. Spaghetti oder Reis keine Antiklumpmittel? Item, sorgfältig bugsierte ich Herrn Salz in seine behagliche Katakombe zurück, wo er sich sexy an den türkischen Nachbarn anschmiegte. Gerne würde ich ihre heimlichen Diskussionen mitverfolgen, die von Salz initiierten, wenn sie sich zufällig am Briefkasten über den Weg laufen – wieder einmal mehr ohne Begrüssung seitens Herrn Salz’. Worum würde es da wohl gehen? Vielleicht würde Kollege Salz dem osmanischen Früchtchen sein Beileid zur angenommenen Minarettinitiative ausdrücken, indem er sich nächtelang in eine Burka hüllt, um seine scheinheilige Beziehung zum Islam adäquat zu formulieren. Wir werden es nie erfahren. Ein feiner Gedanke, wird es auf Lebzeiten bleiben… Wie ich beim Verfassen dieses Textes gerade aus der Dachlukarne spähe, erfahre ich, dass es mir momentan gar nicht gestattet ist zu spähen, denn ein/e liebe/r Mann/Frau hat eine weisse, kalte Folie auf das Fenster gepatscht. Trotzdem widersetze ich mich dem von oben angeordneten Spähverbot und kippe die Luke ein kleines Stück nach oben, so dass mir die Landschaft einen kurzen Blick auf ihre intimsten Bereiche preisgibt, gleich einer wunderschönen Frau, die sich, minirockbekleidet, vor einer lüsternen Männerschar ausgiebig durchbückt, um den runter gefallenen Schlüsselbund auf zu heben.

Ich registriere in Minutenbruchteilen, dass es draussen kräftig geschneit hat. Sehr zu meinem Leidwesen, denn am liebsten wäre ich heute ins Freibad gegangen, um eine Länge zu tauchen. Doch bei dieser Kälte macht das gar keine so gute Falle, weil man sich dann immer das Einstiegsloch durchs Eis merken muss, wenn man nach einer Länge wieder Luft holen will. Findet man das Loch nicht mehr, wird der Schwumm zur Bredouille. Findet man das Loch kurz vor dem Eintritt der Bewusstlosigkeit wieder wird’s zur Lappalie und wenn man so gescheit ist, sich zwei Löcher zu zulegen muss man sicher keine Angst haben, zivilrechtlich als Bigamist verfolgt zu werden. Trotzdem gebe ich den Wunsch auf, zu dieser Jahreszeit ins Freibad zu gehen. Stattdessen schaue ich mir die temporären Angebote der lustigen Reisebüros an, die an allen Bahnhöfen die Werbeflächen säumen. Antalya, Hin- und Rückflug CHF 79.-. Wow! Vielleicht noch CO2- kompensierte Flugmeilen? Um dem Umweltschutz zu frönen und beim nächsten Zusammentreffen mit Bekannten prahlen zu können: „Als wir das letzte Mal nach Antalya geflogen sind, haben wir 1600 nautische Flugmeilen CO2- kompensiert. Wir fühlen uns so grün und frei und einzigartig sich von der grauen Menge differenzierend wie tollende Rehkitze auf einer sechsspurigen Autobahn, die ausschliesslich durch Chevrolets Monte Carlo 1976 befahren werden. Wir können die Menschen nicht verstehen, die keinen Wert auf den Umweltschutz legen, gell Hans, so ist es? Und wo wart ihr in den Ferien? Ach, Wanderferien in den Berner Alpen. Ich hab gehört, dass die Herstellung von einem Paar Wanderschuhen ca. 7 kg CO2 verursacht, da hätte ich schon ein schlechtes Gewissen, ihr nicht?“ Solche Leute glauben wohl auch daran, dass mit dem Zusatzverdienst ihrer CO2- Kompensation Ozonlochmechaniker mit einer Kittpistole allmonatlich die grosse Bockleiter aufstellen und den weiten Weg zur Stratopause in Angriff nehmen, um da und dort ein bisschen Astro-Nipptuck zu spielen; ein wenig Botulinumtoxid in die Ritzen spritzen, bei der alt gewordenen Ozonschicht.

Nur ich scheine es besser zu wissen, dass die Gelder klang- und sanglos in den weiten fast endlos erscheinenden Taschen der Airliner-CEO’s sich verheddern wie Glattdelfine in den Netzen japanischer Kutterkollektiven. So lasse ich denn die Menschheit im Glauben, sie rette die Welt, mit einem CO2- kompensierten Flug, der soviel kostet wie ein einfaches Ticket zweiter Klasse von Zürich nach Bellinzona, in die Heimat des anatolischen Nachbarn von Herrn Salz. An dieses Volk richte ich auch noch einen persönlichen Ratschlag: Vor dem Urlaub im Reformhaus Bioluftmatratzen aus Wolle kaufen. Da ist die Luft zwar immer ganz schnell wieder raus, aber aufpusten provoziert keine Treibhausgase und der Kautschuk der sonst für die Matratze flöte gegangen wäre wird für die simbabwische Präserproduktion verwendet. Fazit: 2020 50% weniger Simbabwer, die mit unkatalysierten Geländevehikeln die Luft verpesten und volle Kornspeicher in Afrika. Das grosse Umdenken – ganz klein! Bei den Kornspeichern nicht vergessen Antiklumpmittel bei zu mengen sonst geht der Weizen hopps. Aber nicht zuviel, sonst geht der Weizen ebenfalls hopps. Wie Paracelsus gesagt hat: „Ich dosiere, also bin ich.“ Oder war das René Descartes? Ich denke, also bin ich, hmm Piroschka? Egal, Lackmusstreifen dranhalten, und warten bis er sich verfärbt, die Antwort wird nicht lange auf sich warten lassen.

- Theo Retisch

Freitag, 12. März 2010

Henrie von und zu Schnippeldillerich


Professor der Gynäkologie Henrie von und zu Schnippeldillerich empfängt
seine Damen in zur Empfängnisverhütung anregendem Kontrapost.
In der Inkommensurabilität der oszillierenden Gerätschaften zu Herrn von und
zu Schnippeldillerich würde sich eine Eiserne Lunge gut in Szene setzen können.

Halbe Gläser


Sparen ist in diesen Zeiten gefragt, in denen ganze Länder bettelnd in
der Gosse liegen, damit es Ihrem Land nicht ebenso geht. Halbe Gläser empfehlen
sich aus zweierlei Gründen: Zum einen kosten Sie nur halbsoviel
wie ganze Gläser (das gesparte kann Geld dem Staat übereignet werden, der damit z.B. wieder
schöne weisse Fahrbegrenzungsstreifen auf die Strasse pinselt),
zum anderen putzen Sie endlich wieder einmal Ihren Herd, Sie Ferkel.

Montag, 8. März 2010

Accessoires für diesen Frühling

Die Anzahl der Sägezähne gibt Aufschluss über den Geisteszustand des Herrn
mit dem Balken auf dem Kopf, die Maserung des Balkens über das emotionale
Verhältnis zu seiner Frau, das Sakko kommentiert: Ich bin so geschmeidig.